Zwei Ereignisse, die den Geist der Bahá’í-Lehre sichtbar machen
In diesen Wochen wurde auf zwei sehr unterschiedlichen Bühnen ein gemeinsames Motiv sichtbar: das Streben nach Einheit, Frieden und innerer Erneuerung. Sowohl in den leuchtenden Gärten des Schreins des Báb in Haifa als auch in den Sitzungssälen der Vereinten Nationen in New York trat ein Gedanke in den Mittelpunkt, der die Bahá’í-Lehre seit ihren Anfängen prägt – die Einheit der Menschheit.
Die Nacht der Terrassen – Licht als Symbol der Verbundenheit

Am 13. Oktober 2025 verwandelten sich die Terrassen am Schrein des Báb auf dem Karmel in ein Meer aus Licht. Tausende Menschen unterschiedlichster Herkunft kamen zu der Veranstaltung „Terraces by Night“ zusammen. Familien mit Kindern, Vertreter des öffentlichen Lebens, Pilger und Besucher aus aller Welt schlenderten durch die illuminierten Gärten, die für diesen Anlass in sanftes, symbolisches Licht getaucht waren.
Was sie verband, war mehr als die Schönheit der Szenerie: Es war ein gemeinsames Innehalten – ein stilles, über Konfessionen und Sprachen hinausgehendes Erleben von Frieden und Bewunderung. Die Veranstaltung zeigte, wie Orte der Andacht nicht nur Räume der Stille sind, sondern auch Orte der Begegnung, an denen sich die Vision einer geeinten Menschheit unmittelbar erfahren lässt.
Die reflektierenden Wasserläufe, die Stufen der Terrassen, das Lichtspiel zwischen Natur und Architektur – all das wurde zu einer Metapher für das, was die Bahá’í-Lehre seit jeher ausdrückt: dass geistiges Wachstum und gesellschaftliche Erneuerung Hand in Hand gehen. Jeder Lichtschein, jede Bewegung durch die Gärten war zugleich ein Sinnbild für die innere Reise des Menschen hin zu mehr Einheit und Erkenntnis.
Der Gipfel der Zukunft – Einheit als Grundlage des Weltfriedens

Nur wenige Tage zuvor fand in New York der „Summit of the Future“ statt – eine von den Vereinten Nationen ausgerichtete Konferenz, die Wege zu einer friedlicheren und nachhaltigeren Welt suchte. Die Bahá’í International Community (BIC) brachte in mehreren offiziellen Beiträgen eine Perspektive ein, die an die Wurzeln menschlichen Zusammenlebens rührt: die Notwendigkeit, die gemeinsame Identität der Menschheit anzuerkennen.
Vertreter der BIC stellten die Frage: Wie würden unsere Systeme und politischen Strukturen aussehen, wenn sie auf dem Bewusstsein gründeten, dass die Menschheit eine Familie ist? Diese einfache, aber tiefgreifende Erkenntnis – dass unsere Unterschiede kulturell bereichern, aber nicht trennen sollen – bildete den Kern der bahá’í-Beiträge zu den Diskussionen über globale Governance, Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung.
Während die Terrassen in Haifa ein leuchtendes Sinnbild für Einheit und inneren Frieden boten, wurde in New York über dieselben Prinzipien auf globaler Ebene gesprochen: wie sich der Geist der Zusammenarbeit, der dort im Licht der Gärten spürbar wurde, in den Strukturen unserer Welt widerspiegeln kann.
Zwei Ebenen derselben Wahrheit
Beide Ereignisse zeigen dieselbe Botschaft – auf unterschiedliche Weise, aber mit demselben Ziel. In Haifa wurde sie erlebt, in New York wurde sie formuliert. Das erste Ereignis sprach das Herz an: durch Schönheit, Stille und Licht. Das zweite sprach den Verstand an: durch Ideen, politische Visionen und institutionelle Reflexion.
Gemeinsam bilden sie zwei Pole eines Ganzen: die spirituelle und die gesellschaftliche Dimension der Einheit. Beide erinnern daran, dass dauerhafter Frieden nicht allein durch Verhandlungen oder Beschlüsse entsteht, sondern aus einer geistigen Haltung heraus, die den Menschen als Teil einer gemeinsamen Menschheitsfamilie sieht.
So verbindet sich der Glanz der Terrassen mit den Debatten der Vereinten Nationen zu einem Bild: Licht, das vom Herzen ausgeht und schließlich die Welt erhellt.
Quellen: Terraces by Night – Shrine of the Báb, Summit of the Future – Bahá’í International Community
