Verantwortung für die Zukunft – Wenn Staats- und Religionsoberhäupter gemeinsam über Kindererziehung sprechen

Selten war der Konsens so klar: Die Zukunft der Menschheit hängt davon ab, wie wir heute Kinder erziehen. In den vergangenen Jahren haben führende Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen und Religionsgemeinschaften wiederholt betont, dass die Erziehung der jungen Generation eine gemeinsame moralische Aufgabe ist – eine, die weder allein durch Gesetze noch allein durch Familien gelöst werden kann.

 

Gemeinsame Stimme für das Wohl der Kinder

Papst Franziskus formulierte es in seiner Ansprache beim „Global Compact on Education“ im Vatikan (2020) so:

„Erziehung ist ein Akt der Hoffnung, der Zukunft hervorbringt. Wir müssen den Mut haben, eine gemeinsame Erziehungsallianz zu bilden, um eine gerechtere und brüderlichere Welt zu schaffen.“
(Quelle: Vatican News, 15. Oktober 2020)

Ähnliche Worte fanden sich auch im Appell von UN-Generalsekretär António Guterres, der zum Weltkindertag 2024 sagte:

„In jeder Nation, in jeder Kultur sind Kinder das Herz unserer Menschlichkeit. Ihre Bildung ist kein Privileg, sondern ein universelles Recht und eine Verpflichtung für uns alle.“
(Quelle: United Nations, World Children’s Day Statement 2024)

Diese Stimmen, aus ganz unterschiedlichen Kontexten, vereinen dieselbe Sorge: dass die Erziehung von Kindern zu sehr von politischen Zyklen, wirtschaftlichen Interessen und gesellschaftlichen Spannungen überlagert wird.

Religiöse Einsicht und politische Verantwortung

Auch Religionsgemeinschaften weltweit betonen zunehmend ihre Verantwortung für eine Erziehung, die nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermittelt.
Die Bahá’í International Community formulierte es in einer Erklärung an die Vereinten Nationen folgendermaßen:

„Die Bildung der Kinder ist die heiligste Pflicht einer Gesellschaft. Sie ist die Brücke zwischen dem Potenzial des Einzelnen und dem Fortschritt der Menschheit.“
(Quelle: Bahá’í International Community, Statement „Education for Global Citizenship“, 2023, news.bahai.org)

Der Dalai Lama äußerte sich ähnlich in einem Interview mit der BBC:

„Wenn wir Kindern beibringen, Mitgefühl zu entwickeln, müssen wir uns nicht mehr so sehr um die Gesetze kümmern, die sie später brechen könnten.“
(Quelle: BBC Interview, 2018)

Diese Einsicht – dass moralische Bildung und Herzensbildung Hand in Hand gehen müssen – findet zunehmend auch im politischen Diskurs Anklang.
So betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Deutschen Schulpreis 2024:

„Wir brauchen eine Bildung, die mehr will als Leistung – die Menschen hervorbringt, die mitfühlen, Verantwortung übernehmen und andere mittragen.“
(Quelle: Bundespräsidialamt, Rede beim Deutschen Schulpreis 2024)

 

Verbindung zur Arbeit an der Basis

Doch während die großen Worte in Konferenzsälen erklingen, geschieht der eigentliche Wandel oft dort, wo die Kameras nicht hinschauen – in Nachbarschaften, Schulen, Familieninitiativen und Kindergruppen.
Hier zeigt sich, wie globale Ideale praktisch werden können.

In vielen Städten und Dörfern weltweit entstehen lokale Bildungsinitiativen, getragen von Eltern, Lehrkräften, Jugendgruppen oder religiösen Gemeinschaften.
Diese „Graswurzelbewegungen“ schaffen Räume, in denen Kinder lernen, nicht gegeneinander, sondern miteinander zu wachsen.

Beispiele reichen von Elternnetzwerken in Deutschland, die gemeinsam Wertearbeit an Schulen fördern, bis zu bahá’í-inspirierten Kinderklassen in Afrika, Lateinamerika und Europa, die nicht religiös belehren, sondern Tugenden und Gemeinschaftsgeist fördern.

Solche Initiativen zeigen, dass Kindererziehung eine gesellschaftliche Aufgabe ist, die auf Kooperation zwischen allen Ebenen beruht: der politischen, der religiösen und der lokalen.

Vom Appell zur Allianz

Immer deutlicher zeichnet sich ein neues Verständnis von Verantwortung ab:
Politische Institutionen können Rahmen setzen.
Religiöse Institutionen können Sinn vermitteln.
Aber nur die Gemeinschaft vor Ort kann die Verbindung schaffen, die beides lebendig macht.

Wie Papst Franziskus es ausdrückte:

„Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen – und heute muss dieses Dorf die ganze Welt umfassen.“
(Quelle: Global Compact on Education, Vatikan 2020)

In dieser Perspektive liegt eine Vision, die über Religionen, Kulturen und politische Grenzen hinausweist:
Kindererziehung als gemeinsames Werk für das Wohl der Menschheit.
Eine Allianz von Herz, Geist und Handlung – von globaler Verantwortung und lokaler Tatkraft.


Quellen (Auswahl):

  • Papst Franziskus, Global Compact on Education, Vatikan (2020), Vatican News
  • António Guterres, World Children’s Day Statement, United Nations (2024)
  • Bahá’í International Community, Education for Global Citizenship, news.bahai.org (2023)
  • Dalai Lama, Interview mit der BBC (2018)
  • Frank-Walter Steinmeier, Rede beim Deutschen Schulpreis, Bundespräsidialamt (2024)
css.php